Burnout-Test

„Nur“ erschöpft? Oder schon mitten im Burnout? Ein Burnout-Test oder Burnout-Selbsttest soll Klarheit bringen. Doch es ist Vorsicht geboten. Zwar gibt es einige Anzeichen, die auf ein Burnout-Syndrom hinweisen können. Doch hier gilt wie immer: Arzt aufsuchen, um Gewissheit zu haben. Ich stelle Ihnen hier einige der gängigen Burnout-Tests vor. So können Sie nachvollziehen, wo die Schwächen dieser Tests liegen, wo sie an ihre Grenzen kommen. Nur ein Arzt kann medizinisch profund zwischen einer vorübergehenden Antriebsschwäche und einem behandlungswürdigen Erschöpfungszustand unterscheiden.

Erschöpfung ist nicht gleich Erschöpfung

Bevor Sie weiterlesen und einen Burnout-Test mit dem anderen vergleichen: Schwere Erschöpfungszustände können verschiedene Ursachen haben. Wenn Sie bei sich über einen längeren Zeitraum Anzeichen einer chronischen Erschöpfung beobachten, gehen Sie bitte zum Arzt. Das Internet ist für vieles eine sinnvolle Informationsquelle – für lebensentscheidende Gesundheitsfragen eignet es sich nicht. Es kann ein hohes Risiko sein, in Eigenregie und nach Gefühl eine medizinische Diagnose zu stellen. Ein Psychiater kann zudem unterscheiden zwischen dem Burnout-Syndrom und einer Depression. Differentialdiagnostisch gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Burnout und depressiver Episode.

Welche Burnout-Symptome kann ein Test offenbaren?

Ein seriös aufgebauter Burnout-Test kann etliche Hinweise auf die gravierenden Auswirkungen chronifizierter Überforderung und Überlastung liefern. Ohne eine professionell geschulte Person bleibt ein Burnout-Test an der Oberfläche. Zu groß ist das Risiko, dass die Person auch beim Ausfüllen der Fragen in der Selbstüberschätzung verharrt.

Welche Arten von Burnout-Test gibt es?

Beim Burnout-Test haben Sie die Wahl: Klassisch auf Papier zum Ausfüllen mit einem Stift – oder in einer interaktiven Form, z. B. online.  Zum einen gibt

Online-Burnout-Tests werden immer beliebter. Ein Klassiker unter den Burnout-Testungen ist das Maslach Burnout Inventory (MBI).

In den meisten Fällen handelt es sich bei den Online-Tests um einige Fragen, zu denen die Probanden Antworten ankreuzen können. Das Problem bei dieser Art von Test: Je nach Gemütslage kommt ein anderes Ergebnis heraus. Das ist selbstverständlich, meinen Sie? Nun, es ist gerade im Umfeld und im Vorfeld eines Burnout-Syndroms riskant, einen Selbsttest durchzuführen.

Eine Person, die ihre Grenzen überschritten hat, neigt typischerweise zu idealisierenden und verharmlosenden Antworten. Darin liegt je gerade die Gefahr. Und so wird diese Person sich beim Selbsttest womöglich fatale Einschätzungen geben:

  • Die Person wird nicht das Gefühl haben, dass ihr alles zuviel wird. Sie wird im Burnout-Test eher ankreuzen, dass sie alles locker schafft.
  • Sie wird sich nicht für gereizter als sonst halten.
  • Freude an der Arbeit hat sie zweifellos, und sie fühlt sich auch nicht niedergeschlagen, weil sie in der Arbeit förmlich aufgeht, sich über Leistung definiert.
  • Für Freizeitaktivitäten dürfte kurz vor dem kritischen Burnout-Punkt kaum noch Zeit sein. Deshalb kann die Person aus ihrer Sicht wahrheitsgemäß ankreuzen, dass sie sich nicht zu erschöpft für Freizeitaktivitäten fühlt.
  • Nächster Punkt: Frage nach körperlichen Symptomen. Die Verdauungsprobleme, das Herzstolpern und die Rückenschmerzen ordnet die Person als normal ein. Wo viel gearbeitet wird, da fallen Späne bzw. kommt es zu Symtomen. Die Antwort also: eher nein, keine Symptome.
  • Mehr Alkohol als früher? Diese Frage würde sogar ein schwerer Alkoholiker mit einem klaren Nein beanworten.
  • Auf die Frage nach der Hoffnung, etwas ändern zu können, fällt der Person ein: Ich bin der Bestimmer meines Arbeitstages.
  • Ob die Person neue Pläne hat? Und ob. Mehrere am Tag. Schließlich geht es darum, sich im Unternehmen und im Familienverbund unverzichtbar zu machen. Also ja, neue Pläne!
  • Dann die Frage nach dem guten Schlaf. Nachtschlaf wird überbewertet – das ist eine typische Burnout-Formel. Sie kommt gleich nach „Nichts ist unmöglich.“ Die Testperson sieht ihren Schlaf also als problemlos an.
  • Ob sie Zeit für den Partner hätte, fragt der Test weiter.
  • Hat das Mobiltelefon zwischendurch auch mal Pause? Auf eine solche Frage antwortet man kaum ehrlich, denn es fällt nicht mehr auf, wenn alle zwei Minuten die Mails gecheckt werden. Erreichbarkeit ist eben alles.
  • Dann kommt noch die Frage, ob sich die Person innerlich leer fühle. Natürlich nicht! Der Kalender ist voll. Auch innerlich läuft alles über vor Tatendrang. Also nein, nicht innerlich leer, das wird angekreuzt.
  • Auch die Frage nach den Ängsten, die der Person früher nicht bekannt waren: Die einzige, tief und vage empfundene Angst ist die Angst, nicht mehr gebraucht zu werden. Da die Person aber beständig für neue Aufgaben sorgt, besteht kein Anlass für eine solche Angst.
  • Nach der Wahrnehmung einer generellen Sinnlosigkeit gefragt, kann die Person nur lachen. Im Gegenteil. Der Tag müsste jedoch mindestens 36 Stunden haben, damit aller Sinn auch in Erfüllung gehen kann.
  • Ob sich die Person ständig unter Spannung fühle? Keineswegs, kreuzt sie an. Alles im Griff, ganz lässig.
  • Die Frage nach Rückhalt beim Partner, Freunden und Kollegen lässt sich mit einem schnellen 100 % beantworten. Schließlich haben alle Grund zur Dankbarkeit.
  • Es folgt noch die Frage, ob man Pausen für verschwendete Zeit halte. Das zwar nicht, aber wir machen eh kaum welche.
  • Schlaf- oder Beruhigungsmittel nimmt die Person tatsächlich noch nicht, weil sie sich immer noch in einem Lauf fühlt.

Nehmen wir an, ein Kollege oder die Familie hätte angemerkt, dass man sich Sorgen mache. Und die Person hätte sich entschieden, diesen Burnout-Test durchzuführen. Die Auswertung bei der oben geschilderten Selbsteinschätzung wäre sinngemäß:

Im Testergebnis liest die Person einen Glückwunsch, weil sie ihre Herausforderungen angeblich „mit wirksamen Strategien“ meistere und Leben und ihre Beziehungen pflege.

Bemerken Sie den Trugschluss?

Leseempfehlung: Was wirklich zum Burnout führt.